Ein in unserer Gesellschaft mit am meisten verbreitetes Problem: das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom. Das Problem mit diesem Syndrom ist, dass die Durchlässigkeit in unserer Darmbarriere gesteigert ist und Stoffe aus unserem Darm in die Blutbahn gelangen können, die an dieser Stelle nichts zu suchen haben. Die Anwesenheit dieser Stoffe begünstigt Krankheiten.
Grundsätzlich hat unser Darm die Aufgabe, unseren Speisebrei zu verarbeiten. Dies macht er mithilfe von Enzymen und Bakterien. Diese guten Bakterien bilden quasi unsere Darmflora. Mit deren Hilfe wird unser Gegessenes so weit in seine Bestandteile zerkleinert, dass sie durch die Darmwand in die dafür vorgesehene Vene gelangen können. Von dort wird unsere Nahrung (Fette, Kohlenhydrate, Eiweiß und vieles mehr) über das Pfortadersystem zur Leber gebracht. Unsere Leber ist die Chemiefabrik unseres Körpers. Sie wandelt die einzelnen Nahrungsmittel in die jeweilige verwertbare Form um. Jetzt können diese wichtigen Makro- oder Mikroorganismen über unser Herz zu den jeweiligen Organen gelangen, wo sie benötigt werden.
Es stellt sich natürlich die Frage, was muss passieren, um diese gesteigerte Durchlässigkeit in unseren Darm zu bekommen, und welches Problem entsteht, wenn es passiert? Grundsätzlich gibt es nicht das eine Problem, welches zu diesem Leaky Gut führt. Vielmehr verschuldet – wie immer in unserem Körper – das Zusammenspiel mehrerer ungünstiger Faktoren die Entstehung von Krankheiten. Unser Körper kann so viel kompensieren und kommt damit meistens sehr gut klar, bis irgendwann das Fass am Überlaufen ist. Erst dann beginnen wir wirklich krank zu werden.
Im Bereich des Darms ist das, ähnlich wie im Gehirn, noch ein bisschen schwieriger zu deuten, da wir auch bei dauerhaften Entzündungen und Angriffen auf unsere Darmschleimhaut und die jeweiligen Darmzellen nicht sofort Schmerz gemeldet bekommen. Das läuft oft über Monate, sogar Jahre unbemerkt ab. Erst dann entsteht oftmals eine schwerere Symptomatik. Anfänglich ist meist Müdigkeit und Leistungsabfall wahrzunehmen. Dies geschieht aber auch nicht von jetzt auf gleich, sondern ganz langsam und stetig, sodass wir nicht erkennen, dass es uns nicht mehr so gut geht. Vielmehr gewöhnen wir uns daran und sehen unseren Allgemeinzustand als normal an.
Kommen wir zu den negativen Faktoren, die unseren Darm krank machen. Ein extrem wichtiger Faktor ist das Antibiotikum. Antibiotikum kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt: gegen das Leben! Es ist völlig klar, dass das Antibiotikum zu den wichtigsten Medikamenten überhaupt zählt, keine Frage. Durch erworbene Resistenzen gegen Antibiosen verliert es aber oftmals seine Wirksamkeit genau dann, wenn es um Leben und Tod geht. Grundsätzlich gilt, ein Antibiotikum tötet in unserem Darm alle Bakterien ab. Aber unsere wichtigen, guten Bakterienstämme, die unsere Darmflora bilden, sterben durch die Gabe eines Antibiotikums auch alle ab. Somit kann unsere Nahrung nicht mehr sauber verarbeitet werden und es können sich Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickeln. Des Weiteren entstehen jetzt vermehrt Entzündungen an unseren Darmzellen, die dafür sorgen, dass die Durchlässigkeit in unserem Darm, wie oben erwähnt, erhöht wird.
Unser Körper wäre nicht unser Körper, wenn auch dafür nicht einen Schutz vorhanden wäre. Ein wertvoller Teil vom Immunsystem ist genau hier vor Ort: unsere sogenannten „Peyerschen Plaques“. Sie sind quasi eine Ansammlung von extrem gut ausgebildeten Polizisten, die gegen solche Eindringlinge kämpfen. Bei deren Kampf geht allerdings Energie verloren, die uns für alles andere fehlt. Bei einem ausgeprägten Leaky-Gut-Syndrom läuft dieser Kampf rund um die Uhr ab. Wenn angegriffen wird, wird gekämpft. Nach dem Angriff wird wieder repariert. Dafür wird Energie benötigt. Vor allem nachts ist Zeit zum Reparieren. Auch hier wird natürlich Energie verbrannt. Das hat zur Folge, dass wir nicht gut in unsere Tiefschlafphase kommen. Wir träumen mehr, bewegen uns viel und schlafen unruhig. Das Ergebnis ist, wir sind am Morgen nicht ausgeschlafen und über den Tag fehlt uns wieder die benötigte Energie. Das wiederum steigert erneut diese Kämpfe in uns. Ein Teufelskreislauf, aus dem wir so einfach nicht mehr herauskommen. Je länger diese Kämpfe dauern, desto mehr wird unser Immunsystem belastet.
Ein Beispiel im übertragenen Sinn: Wenn du dein Auto dauerhaft konstant leicht im roten Drehzahlbereich fährst, wird über kurz oder lang ein Motorschaden das Resultat sein. Bei unserem Immunsystem wäre das dann die Autoimmunerkrankung! Wo diese dann stattfindet, ist meist abhängig davon, wo die Kämpfe am stärksten sind oder gerade am häufigsten. Dazu spielen wiederum auch alle anderen Barrieren eine entscheidende Rolle. Dem Antibiotikum alleine die Schuld zu geben, ist natürlich nicht richtig. Ein sehr wichtiger Faktor bei der Entstehung eines Leaky-Gut-Syndroms sind auch das Gluten und das in der Milch enthaltene Casein, welches eine vergleichbare Struktur aufzeigt wie das Klebereiweiß, das Gluten. Wir können diese nicht richtig aufspalten und es entsteht dabei vermehrt eine sogenannte Substanz P. Diese Substanz ist ein Neurotransmitter, der bei der Entstehung von Entzündungen behilflich ist und Schmerz auslöst, da es zur Steigerung der Empfindlichkeit unserer Rückenmarksnerven führt. Im Grundsatz hat diese Substanz im Darm eine gute Eigenschaft und ist für die Peristaltik (Bewegung des Darms) mit verantwortlich. Ein Problem jedoch ist die gefäßerweiternde Wirkung. Wenn zu viel Substanz P anwesend ist, wird die Durchlässigkeit des Darms erhöht und sie gelangt in die Blutbahn, wo sie jetzt wiederum Entzündungen auslösen wird. Somit haben wir auch hier wieder eine extreme Belastung unseres Immunsystems.
Einen weiteren negativen Faktor stellen Lektine dar. Sie sind der Schutz der Pflanzen. Bei noch nicht reifen Früchten, wie zum Beispiel grün geernteten Tomaten, können diese Lektine nicht mehr über den Stiel aus der Frucht entweichen. Dies würde erst passieren, wenn die Früchte reif sind. Diese Lektine lösen an unserer Darmwand ebenfalls Entzündungen aus, die wiederum ein Barriere-Problem hervorrufen können.
Als Letztes sind noch die Aroma- und Konservierungsstoffe zu nennen, die natürlich auch erheblich zur Bildung eines Leaky-Gut-Syndroms beitragen. Sie sind mittlerweile so verbreitet in unserer Nahrungsmittelproduktion, weil sie uns sehr schnell in eine Abhängigkeit bringen und somit der Umsatz gesteigert wird. Was dem Menschen damit angetan wird, findet in unserer Industrie leider keine Relevanz. Es ist völlig klar, dass ein vollkommener Verzicht dieser negativen Faktoren für unseren Darm nicht umsetzbar ist. Aber den Darm ab und an zu sanieren, sich um eine gesunde Darmflora zu kümmern und sich grundsätzlich zu dem, was wir essen, Gedanken zu machen, wird uns ein gesünderes, längeres und lebenswerteres Dasein schenken.